Veränderte Inanspruchnahme stationärer Rehabilitationsbehandlungen von Kindern und Jugendlichen in der Deutschen Rentenversicherung: Untersuchung möglicher Ursachen in der Zuweiserkette und der Akzeptanz der Angebote

Fragestellung:

Demographische Veränderungen, kulturelle und soziale Entwicklungen haben die Anforderungen an die Gesundheitsversorgung in den westlichen Ländern stark verändert. Die Prävalenz chronischer Erkrankungen und Behinderungen im Kindesalter steigt einerseits durch längere Überlebenszeiten bei verbesserter medizinischer und pflegerischer Versorgung, andererseits verändern sich auch die Inzidenzen bestimmter Erkrankungen durch gesundheitspolitische und präventive Maßnahmen.

Die Deutsche Rentenversicherung ist der Kostenträger von jährlich ca. 30.000 stationären Rehabilitationsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche mit chronischen Gesundheitsstörungen. Trotz evidenzbasierter, qualitätsgesicherter und familienorientierter Angebote wird bei gleichbleibender oder steigender Prävalenz chronischer Gesundheitsstörungen ein Rückgang der Reha-Inanspruchnahme beobachtet. Die Studie dient der Ermittlung der möglichen Ursachen dieser Entwicklung.

Projektbeschreibung.

Bei der Studie handelt es sich um eine vertiefende Analyse von Wirkfaktoren der unzureichenden Inanspruchnahme von Versorgungsleitungen. Es handelt sich um eine versorgungswissenschaftliche Studie, wobei neben der Analyse von Routinedaten aus der Versorgung, die von der Deutschen Rentenversicherung zur Verfügung gestellt werden, qualitative Interviews zum Verständnis und Erklärung der Entwicklungen durchgeführt werden.

Im Sinne eines explorativen Ansatzes werden auf der Basis dieser Interviews die Sichtweisen und Bedarfe der Vermittler von Rehabilitationsangeboten, insbesondere der niedergelassenen Ärzten, und der Familien, die aufgrund von Barrieren jedoch noch nie eine Rehabilitationsmaßnahme beantragt haben, analysiert.

Die Studie richtet sich an verschiedene Zielgruppen:

1.    Chefärzten von Rehabilitationseinrichtungen

2.    niedergelassene Kinder- und Jugendärzte und –ärztinnen Die Auswahl der Studienteilnehmer/-innen erfolgt anhand festgelegter Kriterien (z.B. Häufigkeit von Reha-Anträgen, Erfolgsquote bei der Bewilligung, soziales und räumliches Umfeld der Praxis, Alter, Geschlecht) mit dem Ziel, ein möglichst großes Spektrum an Erfahrungen, Versorgungslagen und Erwartungen abzudecken.

Insgesamt sollen ca. 10 nieder gelassene Ärzte/ Ärztinnen befragt werden

3.    Ärzte/ Ärztinnen, die in ihren Funktionen als Multiplikatoren fungieren: Es handelt sich hierbei beispielsweise um Ärzte/ Ärztinnen, die in einem SPZ arbeiten oder im Bereich von Schulungen oder ambulanten Reha-Maßnahmen mit der Betreuung chronisch kranker Kinder betraut sind. Ärzte/ Ärztinnen in diesen Funktionen haben oftmals einen maßgeblichen Anteil bei der Entscheidung für oder wider eine stationäre Reha-maßnahme. Befragt werden sollen ca. 5 Ärzte/ Ärztinnen aus diesem Arbeitsumfeld.

4.    Eltern von chronisch kranken Kindern, die noch nie eine Rehabilitationsmaßnahme in Anspruch genommen haben. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sollten an einer chronischen Gesundheitsstörung leiden und ein Risiko für eine drohende Teilhabestörung aufweisen. Geplant sind Interviews mit 15 Eltern. 

Ziel:

Die Ergebnisse der Studie sollen dazu dienen, die Reha-Angebote zu flexibilisieren, um auf bisher nicht erfüllte Bedürfnisse besser eingehen zu können und um Barrieren im Reha-Zugang abzubauen. Insbesondere geht es darum, Chancen- und Versorgungsgerechtigkeit für Kinder und Jugendliche mit chronischen Gesundheitsstörungen zu erhalten und zu verbessern.

Die Studienergebnisse beschreiben wahrgenommene Mängel in der Prozessqualität von Reha-Maßnahmen und strukturelle Barrieren im Zugang zu den Angeboten. Dazu gehört auch die Beschreibung der Integration der Angebote der stationären Rehabilitation in das bestehende Versorgungsnetz für Kinder und Jugendliche mit chronischen Gesundheitsstörungen aus Sicht der Zuweiser und der Nutzer. Konkret wird erwartet, dass die Ergebnisse der Studie die Grundlage für Weiterentwicklungen in folgenden Bereichen liefern:

  • Optimierung des Antragsverfahrens durch ein niedrigschwelliges Beratungsangebot für Ärzte und für Familien
  • Veränderte Form der Informationsvermittlung, Kommunikation oder Kooperation zwischen den an der Versorgung chronisch kranker Kinder und Jugendlichen beteiligten Akteuren
  • Anpassung der Reha-Konzepte bzw. Erprobung neuer Interventionen unter Berücksichtigung  aktueller epidemiologischer Entwicklungen, der Möglichkeiten und Defizite der ambulanten Versorgung und der Erwartungen der Familien / Ärzte

Laufzeit:

15.04.2014 – 14.07.2015

Förderung:

DRV Nord

beteiligte Institute/ Kliniken:

Arbeitsgruppe für Sozialpädiatrie
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck


Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Universität zu Lübeck
Ratzeburger Allee 160, Haus 50
23538 Lübeck

Ansprechpartnerin:

Prof. Dr. Ute Thyen

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin

AG Sozialpädiatrie

Ratzeburger Allee 160

23538 Lübeck

Ute.thyen(at)uksh.de